Nachdem ich zum Saisonende des letzten Jahres noch erfolgreich die Praktische Prüfung ablegen und die Segelfluglizenz in den Händen halten konnte, wollte ich nun endlich erste Streckenflugerfahrung sammeln, doch bisher hinderte mich das Wetter daran.
Nun war es soweit, alle Vereinsflugzeuge haben die gestrige Jahresnachprüfung bestanden, die Wettervorhersage war vielversprechend und so machte auch ich mich nun fertig für den ersten Streckenflug nach dem Erhalt der Segelfluglizenz. Schon der 50km Überlandflug, welcher vor der praktischen Prüfung obligatorisch ist, führte mich mit der Ka6 bis nach Reutte und wieder zurück, auf diesem Flug wollte ich aufbauen und plante einen Flug bis zur Zugspitze. Als besondere Herausforderung wollte ich auch dieses Ziel mit der Ka6 erreichen, obwohl diese im Streckenflug der Ls4 deutlich unterlegen ist. Es war leider noch keine einzige Wolke über dem Flugplatz zu erkennen und auch der Doppelsitzer schien keine Höhe zu gewinnen, doch das hielt mich nicht davon ab, ebenfalls einen Start zu machen. Leider konnte ich mich auch mit der leichteren Ka6 nicht halten und musste nach wenigen Minuten wieder landen.
Kurze Zeit später standen wieder beide Flugzeuge am Start und es hatten sich bereits erste Wolken gebildet. Ich machte es mir im engen Cockpit der Ka6 gemütlich und verfolgte noch den Start des Doppelsitzers. Nach einigen landenden Motorflugzeugen war auch ich nun endlich an der Reihe. Die Winde zog mich zuverlässig in die Höhe und nach einigen Sekunden klinkte das Seil in etwa 400m über Grund aus. Ich klinkte 3 mal nach, drehte in den Querabflug und schon sah ich eine Wolke, auf die ich dann zielstrebig zusteuerte. Unter dieser Wolke konnte ich mit Steigwerten von 2-3m/s bis auf 2500m hochkurbeln und den Doppelsitzer deutlich unter mir lassen.
Ein Blick in Richtung der geplanten Strecke genügte und stimmte mich zuversichtlich, ich zögerte nicht lange und flog ohne viel zu kreisen von Wolke zu Wolke zum Wertacher Hörnle. Dort warteten Bärte mit gewohnt guten Steigwerten auf mich und brachten mich auf fast 3000m. Dort drehte ich nach Osten und nahm Kurs auf den Tegelberg, wobei mir der Nord-Ostwind etwas zu schaffen machte und mich immer wieder dazu zwang, unter den Wolken Höhe zu tanken. Dennoch konnte ich Reutte und Füssen bald hinter mir lassen und habe auf dem Weg zum Tegelberg sogar noch 400m Höhe gewonnen.
Ein letzter Blick auf den Forggensee vor dem Weiterflug zur Zugspitze |
Weiter ging es auf Süd-Ost-Kurs über das Ammer Gebirge hinweg und südlich an der Kreuzspitze vorbei zur Zugspitze. Die unter den Wolken recht zuverlässig anzutreffende Thermik brachte hier schon im Geradeausflug bis zu 3m/s Steigen, so dass ich im Delfinstil zügig vorankam. Etwas nördlich der Zugspitze in gut 3400m Höhe trat ich den Heimflug an, ich hatte mein Ziel erreicht und war überglücklich.
Blick nach Süden auf den Eibsee und die Zugspitze |
Mit der üppigen Höhereserve und kräftigem Rückenwind war der Heimflug keine Herausforderung und gestattete es mir, die schöne Aussicht zu genießen und in Bildern festzuhalten. Ich flog über den Plansee hinweg, drehte über Reutte noch ein paar Kreise und folgte dann dem Tannheimer Tal.
Auf dem Heimweg: Plansee (links), Alpenpanorama (rechts) |
Kurz vor dem Grünten wendete ich dann nach Norden und flog direkt auf den Flugplatz zu. Dort angekommen zeigte mein Höhenmesser noch immer etwa 2000m an, genug, um noch einige Übungen aus der Segelflugausbildung zu wiederholen. Wie gewohnt ordnete ich mich in die Platzrunde ein, meldete das Verlassen der Segelflugposition über Funk und beendete diesen für mich unvergesslichen Flug nach knapp 3 Stunden mit einer Landung auf der Piste 35. Der Rückholer stand schon bereit, um die Ka6 wieder an den Start zu ziehen.
Dieser Flug zählt ohne Frage zu den schönsten Flügen, die ich je absolviert habe und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Es war nicht nur mein erster Streckenflug nach Bestehen der praktischen Prüfung, sondern zugleich auch mein bisher höchster, weitester und längster Flug, der besonders mit der Ka6 eine durchaus respektable Leistung darstellt.